Artikel im Vilshofener Anzeiger am 1. Juni 2019 von Albert Asen.
Vilshofen. Am Mittwochabend trafen sich 113 von 196 stimmberechtigten Vertretern der Volksbank-Raiffeisenbank Vilshofen in den Aumonte-Stubn in Aunkirchen, um sich einen Überblick über das abgelaufene Geschäftsjahr "ihrer" Bank zu informieren, nötige Beschlüsse zu fassen und gegebenenfalls die Verantwortlichen zu entlasten. Dies taten sie ohne Gegenstimmen.
Zunächst eröffnete Aufsichtsratsvorsitzender Josef Siglmüller die Versammlung, begrüßte Vertreter, Gäste, Vorstand, Aufsichtsrat und Mitarbeiter und übergab das Wort an Vorstand Klaus Prähofer, der den Bericht des gesamten Vorstandes vortrug und den Jahresabschluss 2018 vorlegte und erläuterte.
Vor der großen gemeinsamen Vertreterversammlung fanden bereits im Februar die Vertretergespräche mit allen örtlichen Vertretern in deren Filialen statt. Bereits dort nahmen 55 Prozent aller Mitgliedervertreter die Chance wahr, ihr Mitspracherecht auszuüben. Prähofer erinnerte an die große Jubiläumsfeier am 20. März, bei der es die Bank verstanden habe, ihren 125. Geburtstag zu feiern, wie die Presse getitelt habe.
Das Jahr 2018 sei mit denselben Themen und Herausforderungen gekennzeichnet gewesen, die die Bank auch schon die letzten Jahre begleitet hätten. So musste man sich mit den Schlagworten "Niedrigzinsen", "Regulatorik" und "Digitalisierung" weiterhin intensiv auseinandersetzen. Dazu seien die vielfältigen Themen gekommen, von Standortfragen, Druckersystemen, Abläufen und Vorgehen, die eine Fusion nun mal mit sich brächten.
Er sprach ein "ehrliches Bekenntnis zur Fusion": "Es war für beide Partner richtig, zu fusionieren und es war auch der ideale Zeitpunkt". Damit sei in den Vertreterversammlungen 2017 die richtige Entscheidung getroffen worden.
Das jetzige Umfeld verlange der Bank trotzdem viel ab. Allein die Zinsentwicklung, bei der sich die aktuelle Rendite für eine zehnjährige Bundesanleihe an der Null-Linie bzw. sogar leicht im Negativen bewege, belaste das Finanzsystem nachhaltig. Prähofer erläuterte anschaulich: "Je nach Tageskurs erhalten Sie damit ein wenig mehr oder ein bisschen weniger, als Sie der Bundesrepublik Deutschland an Kapital gegeben haben". Da zeitgleich auch die Teuerungsrate deutlich angestiegen sei, verlören die Anleger tatsächlich seit Jahren Geld bzw. Kaufkraft. Leider sei kein Ende der globalen Unsicherheiten in Sicht, von Stichworten begleitet wie diverse Handelskonflikte, der ungelöste Brexit oder zunehmende Spannungen in Länder-Beziehungen und deutliche nationalistische Sichtweisen in vielen Ländern. Aktuell gingen die Einschätzungen der Volkswirte von einem deutlich geringeren Wachstum 2019, aber keiner Rezession, aus.
Nach der Erläuterung des volkswirtschaftlichen Umfeldes ging Prähofer detailliert auf die bankeigenen Zahlen aus 2018 ein. So sei die Bilanzsumme um rund 5,4 Prozent auf rund 847 Millionen Euro gestiegen. Die eigenen Geld- und Kapitalmarktanlagen in Wertpapieren und anderen Bankanlagen lagen zwar aktuell leicht unter dem bayerischen Genossenschaftsdurchschnitt, "wobei derlei Vergleiche immer schwieriger werden". Das Kreditgeschäft wurde auch von den Wirtschaftsprüfern des Genossenschaftsverbandes als ordnungsgemäß bezeichnet.
Gleichzeitig konnten die Verbindlichkeiten gegenüber Kunden, also die Einlagen, deutlich gesteigert werden und lagen mit einem Zuwachs von 8,9 Prozent deutlich über dem bayerischen Durchschnitt von 4,8. Die Bank leiste einen wichtigen Beitrag für die regionale Wirtschaft, ob als Auftraggeber, Arbeitgeber und Ausbilder, als Investor und Kreditgeber, als Förderer mit mehr als 80 000 Euro Spenden und als Steuerzahler mit mehr als zwei Millionen bezahlten Steuern.
Das erwirtschaftete Eigenkapital zum Jahresende wurde mit 77,3 Millionen Euro bilanziert, was einer stattlichen Quote von 9,12 Prozent entspricht.
In der Gewinn- und Verlustrechnung wiege nach wie vor die negative Zinsentwicklung schwer in der wichtigsten Einnahmequelle der Bank. Die Zinsspanne betrüge heute nur noch 1,9 Prozent. 2015 betrug diese noch 2,56 Prozent. Nach wie vor müsse man dem Kostendruck Rechnung tragen und äußerst genau kalkulieren und arbeiten, trotzdem seien momentan Geschäftsstellenschließungen nicht vorgesehen, "wobei niemand dafür eine dauerhafte Bestandsgarantie geben kann", sagte Prähofer.
Die Bank verfüge über zwölf Geschäftsstellen, zwei SB-Filialen und eine moderne Online-Geschäftsstelle; als Arbeitgeber beschäftige sie 208 Arbeitnehmer und neun Auszubildende. 36 000 Menschen sind Kunden bei der VRV, davon mehr als jeder Dritte sogar Mitglied.
Nach der Würdigung der enormen Leistung des gesamten "Teams" im Zuge der Fusionierung schilderte Klaus Prähofer noch Entwicklungen in der Nachhaltigkeits-Bilanz der Bank, die zwischenzeitlich verschiedene PV-Anlagen betreibe, energetische Gebäudeverbesserungen vornehme, bei nicht vermieteten Flächen Blumenwiesen ansähen lasse und sogar überlege, bei der nächsten Generation der Firmenfahrzeuge auf Hybrid- oder Elek-troantriebe umzustellen.
Dass in einem genossenschaftlichen Betrieb auch Menschlichkeit eine Rolle spielt, zeigte sich bei Prähofers persönlicher und bewegter Abschiedsankündigung seiner langjährigen Vorzimmerdame Annemarie Ross. Sie geht in Ruhestand.
Aufsichtsratsvorsitzender Josef Siglmüller berichtete über die Tätigkeit seines Gremiums, das die Geschäftsführung der Bank in elf Sitzungen 2018 überwachte. Der Prüfungsbericht des Bayerischen Genossenschaftsverbandes sei positiv ausgefallen. Das wurde einstimmig zur Kenntnis genommen.
Vorstand Martin Tiefenbrunner übernahm den Vortrag zur Genehmigung des Jahresabschlusses und der Verwendung des Überschusses, der in einer Dividende von drei Prozent ausgeschüttet und in Rücklagen angelegt werden soll. Beides wurde einstimmig beschlossen. Den Tagesordnungspunkt zur Entlastung der Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsrates führte Oberrevisor Bernhard Aschenbrenner vom Bayerischen Genossenschaftsverband durch. Beide Beschlüsse ergingen ebenfalls einstimmig.
Da Karl-Heinz Otter aus Aunkirchen, Josef Siglmüller aus Passau und Robert Sammereier aus Haarbach turnusgemäß aus dem Aufsichtsrat ausschieden, wurde die Wiederwahl angeregt und einstimmig durchgeführt. Sammereier erhielt vom Genossenschaftsverband für über 25-jährige Aufsichtsratstätigkeit die silberne Ehrennadel und eine entsprechende Urkunde.
Abschließend würdigten die Vorstände betriebliche Aus- und Weiterbildungen. So wurden Nina Eineder und Patrick Schlaffer frischgebackene Bankkaufleute, Stephanie Asen, Bianca Geier und Daniel Resch Bankfachwirte und Martin Haslinger Bankbetriebswirt. Daniel Eder erwarb den Titel Bachelor of Arts. Nicht anwesend waren Carolin Huber, Daniela Rinderer und Renate Obermaier, die ebenfalls hohe berufliche Weiterbildungen absolvierten.