Artikel im Vilshofener Anzeiger am 18. Mai 2017 von Elke Fischer.
Vilshofen. Die Braut hat schon mal Ja gesagt – nicht zögerlich und zaudernd, sondern klar und deutlich. Hundertprozentig steht sie zu ihrem neuen Partner, hat ihm die Treue in guten und in schlechten Zeiten der gemeinsamen Ehe versprochen. Dass die Liebeserklärung so flammend ausfallen würde, hat selbst die 151-köpfige Hochzeitsgesellschaft überrascht, die am Dienstag Abend in den Schlemmerhof Schmalzl geladen war.
Ob auch der Bräutigam sein Jawort geben wird? Anders als vor dem Standesamt oder am Traualtar muss sich die Braut in dieser Frage noch gedulden.
Hochzeit in Etappen? In diesem speziellen Fall schon. Denn die Braut ist die Volksbank Vilshofen eG, der Bräutigam die Raiffeisenbank Vilshofener Land eG. Die Vorbereitungen laufen seit eineinhalb Jahren. Da es sich um Geldinstitute handelt, müssen aber auch „die Familienangehörigen“, in diesem Fall die Vertreter der beiden Banken, der „geldigen“ Hochzeit zustimmen.
63 Vertreter zählt die Volksbank Vilshofen, 48 davon waren am Dienstag Abend zur Abstimmung erschienen. Obwohl keiner eine geheime Wahl forderte, zog sich die Sache. Zwei Stunden dauerte es bis zu dem alles entscheidendenMoment.
Wer hält den grünen Stimmzettel nach oben? Wer lässt ihn unten? war die bange Frage. Man hätte eine Stecknadel im Saal zu Boden fallen hören können, so mucksmäuschenstill war es und alle erwarteten mit großer Anspannung, bis Notarin Eleonore Schuller und die drei postierten Stimmzettelzähler ihr Okay gaben. Gegenprobe: kein grüner 100 Prozent für die Fusion Zettel mehr sichtbar. Exakt um 20.33 Uhr stand damit das Ergebnis fest: die Volksbank ist zu 100 Prozent für die Verschmelzung.
Man sah die Erleichterung den Vorständen der Bank an. Als wäre ihnen ein schwerer Stein vom Herzen gefallen, atmeten Martin Tiefenbrunner und Georg Hallhuber tief durch und nahmen die Glückwünsche entgegen. „Es wäre arrogant gewesen, wenn ich gedacht hätte, dass wir 100 Prozent bekommen. Dass die Vertreter so sehr hinter der Entscheidung stehen, freut mich natürlich sehr“, sagte Tiefenbrunner. 2003 hatten die beiden Banken schon einmal versucht zu fusionieren. Damals scheiterte das Vorhaben an der Zustimmung in der Vertretersammlung.